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Moselprojekt aktuell - 10.05.2017

Untersuchungen beweisen: Steillagenweinbau schafft Vielfalt!

Ob Steillagenweinbau tatsächlich biologische Vielfalt schafft, wurde im Jahr 2016 auf ausgewählten Flächen im gleichnamigen Projekt des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e. V. untersucht. Jetzt liegen die Ergebnisse vor: Sie sind nicht nur umfassend, sondern auch erfreulich und teils erstaunlich.

Im Auftrag des Projektes „Steillagenweinbau schafft Vielfalt – das Moselprojekt„, das durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt und durch Zuschüsse der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert wird, wurden im Jahr 2016 auf 20 ausgesuchten Flächen Bestandsaufnahmen von Flora und Fauna durchgeführt. In mehreren Durchgängen hat ein Biologenteam Pflanzen und die Tiergruppen Reptilien, Tagfalter, Wildbienen und Heuschrecken erfasst. Die Untersuchung fand auf Steillagenflächen an der Mosel in den Landkreisen Mayen-Koblenz, Cochem-Zell und Bernkastel-Wittlich statt, in denen seit 2017 Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt umgesetzt werden. Die Wissenschaftler haben dabei bewirtschaftete Rebflächen mitsamt ihrer Ränder ebenso untersucht wie Rebbrachen und Säume in Verbindung mit Mauern.

Das Ergebnis dieses so genannten „Monitorings„ war durchaus ermutigend: Die Moselweinkulturlandschaft mit ihrem Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen weist eine große Artenvielfalt auf, wie die qualitativen und quantitativen Erfassungen der repräsentativen Tiergruppen belegen. Der Steillagenweinbau trägt ganz erheblich zu dieser Vielfalt bei. Er schafft einen offenen Lebensraum, der für viele Tierarten bevorzugtes Habitat ist: eine kleingegliederte Landschaft mit zahlreichen Strukturen wie Mauern, offenem Fels, Säumen und Gebüschstrukturen auf den Brachflächen oder auf Felspartien.

Exemplarisch wird hier über einige Ergebnisse der Erfassungen im Beobachtungszeitraum April bis September 2016 auf den 20 Monitoringflächen des „Moselprojekts„ berichtet:

  • Drei verschiedene Reptilienarten wurden bei den Begehungen beobachtet: Mauereidechse, Schlingnatter und Ringelnatter.
  • 46 Tagfalter-Arten wurden gesichtet: Die sieben häufigsten Vertreter waren: Kleiner Kohlweißling, Mauerfuchs, Admiral, Rotbraunes Ochsenauge, Zitronenfalter, Distelfalter, Kleiner Fuchs. An den Randzonen von Rebbrachen in Verbindung mit Trockenmauern oder Saum waren die meisten Schmetterlingsarten zu finden.
  • 18 verschiedene Heuschrecken-Arten wurden beobachtet. Die sieben am weitesten verbreiteten Arten darunter waren: Nachtigall-Grashüpfer, Brauner Grashüpfer, Weinhähnchen, Grünes Heupferd, Gewöhnliche Strauchschrecke, Waldgrille und Rotflügelige Ödlandschrecke. Die größte Artenvielfalt herrschte hier an Mauern und darüber blühenden Säumen, gefolgt von Rebbrachen.
  • 114 verschiedene Bienen- und Wildbienenarten konnten erfasst werden. Die sieben häufigsten Arten waren: Honigbiene, Dunkelgrüne Schmalbiene, Steinhummel, Breitkopf-Schmalbiene, Ackerhummel, Helle Erdhummel und Wiesenhummel. Ein Blick auf die Verteilung der bemerkenswerten Arten auf die bearbeiteten Kreise offenbart, dass zwölf der insgesamt 19 Spezies nur oder auch auf dem Gebiet des Kreises Mayen-Koblenz vorkommen, während entsprechend jeweils sechs andere Wildbienenarten den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell zuzuschreiben sind. Die Häufung solcher Arten in dem der Moselmündung nächstgelegenen Flussabschnitt im Kreis Mayen-Koblenz ist nicht allein durch die Qualität der Lebensräume begründbar, sondern auch eine Folge der Zuwanderung aus dem Mittelrheintal. Beachtlich ist, dass im Rahmen der Untersuchung zwei Wildbienenarten zum ersten Mal an der Mosel entdeckt wurden: Thyreus orbatus, die Fleckenbiene und Lasioglossum tricinctum, eine submediterrane Furchenbiene.
  • Insgesamt hat das Biologenteam 346 verschiedene Arten von Kräutern, Gräsern und Gehölzen erfasst, darunter auch sieben Farnarten. Manche Pflanzenarten sind auf fast allen untersuchten Flächenvertreten, das Rennen machen hier: Wilde Möhre, Gekielter Feldsalat, Behaarte Wicke, Tüpfel-Johanniskraut, Feld-Klettenkerbel, Kletten-Labkraut und Gewöhnliches Bitterkraut.  Die Vielfalt innerhalb einiger Pflanzengattungen ist groß: Bei den Vegetationsaufnahmen konnten auf allen Monitoringflächen insgesamt neun Storchschnabelarten, je fünf Arten von Wolfsmilchgewächsen, Weidenröschen und Ehrenpreis sowie auch fünf verschiedene Malvenarten erfasst werden, außerdem je vier verschiedene Arten von Königskerzen, Fetthennen und Fingerkräutern und fünf Arten von Streifenfarn. Die häufigsten Gräser waren: Taube Trespe, Gewöhnliches Knaulgras, Glatthafer, Weiche Trespe, Deutsches Weidelgras, Hain-Rispengras und Wiesen-Rispengras. Die Spezialisten konnten alleine sechs verschiedene Arten von Rispengräsern bestimmen. Die sieben am weitesten verbreiteten Gehölze waren: Echte Brombeere, Gewöhnliche Waldrebe, Hundsrose, Felsen-Kirsche, Schlehe, Weißdorn, Efeu und Traubeneiche.
  • Erstaunliches und erfreuliches Ergebnis der Vegetationsaufnahme war, dass die größte Pflanzenvielfalt in den bewirtschafteten Rebflächen festgestellt wurde. Hier konnten alleine in den bewirtschafteten Rebzeilen bis zu 86 verschiedene Pflanzenarten erfasst werden – mehr als in allen begutachteten Brachflächen. Dazu kommen noch die Pflanzenarten, die im Saum, an Felsen oder Mauern wachsen. So konnten in einer stark strukturiereten bewirtschafteten Rebfläche insgesamt 159 verschiedene Farn- und Blühpflanzen nachgewiesen werden. Somit ist offensichtlich, dass der Steillagenweinbau die floristische Biodiversität unterstützt. Dabei waren die Artenzahlen durchaus unterschiedlich, was unmittelbar mit der Intensität der Bewirtschaftung zusammenhängt. In fast allen Rebflächen konnten vor allem Vertreter der Ruderal- und Ackerunkrautgesellschaften vorgefunden werden. Hierzu zählen Gräser, Taubnessel, Kreuzkraut, Löwenzahn, Brennnessel, Nachtschatten und Hahnenfuß. In extensiv bewirtschafteten Rebflächen wurden zusätzlich auch Wiesenpflanzen aufgefunden, beispielsweise Margerite, Wiesenschaumkraut und Hornkraut.

Auffallend ist, dass die an der Untermosel liegenden Monitoringflächen eine höhere Vielfalt an Strukturen und eine größere Artenvielfalt sowohl bei Tiergruppen als auch bei Pflanzenarten aufwiesen. So liegt die Schlussfolgerung nahe, dass Lebensraumvielfalt und Strukturreichtum der Grund für die größere Zahl vorgefundener Arten sind.

Steillagenweinbau schafft Vielfalt – das Moselprojekt unterstützt die biologische Vielfalt zusätzlich mit seinen Maßnahmen, denn diese haben vor allem die Erhöhung der Lebensraumvielfalt und des Blühpflanzenangebots zum Ziel.

Die strukturreiche Weinkulturlandschaft an der Untermosel zeichnet sich durch eine vergleichsweise hohe Artenvielfalt aus.

Kontakt

Ansprechpartnerinnen beim Bauern- und Winzerverband  Rheinland-Nassau e. V.
Karl-Tesche-Straße 3
56073 Koblenz

Anne Buchsbaum-Sehn und
Carmen Kittelberger
Tel.: (+49) 0261 / 98 85 – 10 15
Mail: moselprojekt@bwv-net.de

Gefördert bis Dezember 2020 durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie durch die Landwirtschaftliche Rentenbank.